Jahresbericht des Landesfeuerwehrarztes 2020
Erstellt von Helga Scheer am 24.02.2021
Jahresbericht Feuerwehrmedizinischer Dienst 2020
Das abgelaufene Jahr 2020 war für den Feuerwehrmedizinischen Dienst ein zeitintensives und fachlich herausforderndes Jahr.
Ende Februar begann die Corona-Epidemie. In den ersten Monaten der Pandemie gab es wenige verlässliche Fachinformationen, viel Unsicherheit und viele Ängste, mitbedingt durch Bilder und Nachrichten aus unseren Nachbarländern. Ich bearbeitete konsequent über all die Monate wissenschaftliche Fachliteratur, studierte Pressemitteilungen, war im ständigen Austausch mit den Bereichsfeuerwehrärzten der Steiermark und den Landesfeuerwehrärzten Österreichs sowie Feuerwehrmedizinischen Quellen aus Deutschland.
Auf diesen Grundlagen erarbeitete ich für das Landesfeuerwehrkommando und die Dienststellenleitung möglichst nachvollziehbare und durchführbare Vorschläge zum Schutz der Feuerwehren in der Steiermark, aber auch für die Bediensteten der Landesfeuerwehrschule und der Dienststelle. Bedingt durch die ständig wechselnde Coronasituation, die sich permanent ändernden Vorgaben von Seiten der Regierung und sehr vielen verschiedenen Einflüssen war es nicht immer ganz einfach entsprechende Entscheidungen zu treffen.
Ich erstellte für die Homepage des Landesfeuerwehrverbandes mehrere Arbeiten wie zum Beispiel „Corona – Einsatzinformation“ im Februar, eine Coronainformation für die Zeitschrift Blaulicht im März, „Wiederherstellung der normalen Einsatzfähigkeit aus Feuerwehrmedizinischer Sicht“ im Mai, „Beurteilung der aktuellen COVID-19 Situation“, im Juni. Im Juli verfasste ich nach intensiver Rücksprache mit den BereichsfeuerwehrärztInnen und Tauchärzten die COVID-19 Empfehlung für die Tauchtauglichkeit. Ein großes Augenmerk legte der FMD auf die korrekte Vorgehensweise nach COVID Infektionen bei Tauchern und Atemschutzträgern. Berichte über schwere Lungenerkrankungen nach einer COVID- Infektion mussten berücksichtigt werden. Die Schwierigkeit war, neben den medizinisch notwendigen Maßnahmen die Einsatzbereitschaft dieser speziell ausgebildeten Einsatzkräfte aber auch die allgemeine Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten und nicht durch überbordende Maßnahmen zu gefährden.
Der Einsatz von COVID Testungen zum Schutz unserer kritischen Infrastruktur und aller übrigen Arbeitnehmer in der Dienststelle und der Feuerwehrschule waren das zentrale Thema im Oktober und November. Zur Entscheidungsfindung wurden WebEx Sitzungen der BereichsfeuerwehrärztInnen und der Landesfeuerwehrärzte sowie wissenschaftliche Grundlagen hinzugezogen.
Es gab das ganze Jahr über einen permanenten Austausch mit dem Dienststellenleiter OBR d. LFV Michael Jost, dem Leiter der Feuerwehr- und Zivilschutzschule OBR d.LFV DI (FH) Gerhard Grain und natürlich mit Landesfeuerwehrkommandant LBD Reinhard Leichtfried.
Rückblickend können wir sagen, dass die eingeleiteten Maßnahmen gut gegriffen haben, dass der ständige Informationsaustausch wirksam war und so die steirischen Feuerwehren bis zum Jahresende vor schwerwiegenden Schäden bewahrt wurden.
Als Leiter des Sachgebietes FMD/FSD bin ich auch für die fachliche Ausrichtung der ÄrztInnen und SanitäterInnen verantwortlich. Bereits 2013 arbeiteten mein Freund BFA Dr. Edi Schriebl und ich an einer Erneuerung des SanitäterInnen Lehrganges. Durch verschiedene Umstände verzögerte sich die Umsetzung. Im Vorjahr präsentierte ich den nun ausgearbeiteten Vorschlag im Rahmen einer BSB - Tagung unserem Referatsleiter Herrn LFR Helmut Vasold, den Bereichssanitätsbeauftragten und in einer weiteren Sitzung den BereichsfeuerwehrärztInnen. Hintergrund dieser geplanten Veränderung ist folgender: die dreitägige Sanitäterfortbildung setzte sich bisher aus zwei Tagen Erste-Hilfe und einem Tag Feuerwehrsanitätsdienst zusammen. Ausgehend davon, dass alle Teilnehmer einen aktuellen Erste-Hilfe-Kurs aufweisen, müsste meiner Meinung nach ein Tag EH - Wiederholung genügen und wir können zwei Tage dazu verwenden, Kameradinnen und Kameraden auf die speziellen Aufgaben des Feuerwehrsanitätsdienstes hinzuführen.
Im abgelaufenen Jahr gab es dazu Vorbereitungsbesprechungen mit Mitarbeitern der Feuerwehrschule, an erster Stelle seien OBR d.LFV DI (FH) Gerhard Grain und OBI d. LFV Daniel Petrowitsch genannt. Für diesen neuen Kurs erarbeite ich einen Vortrag über die Unfallursachen in den steirischen Feuerwehren und die Möglichkeit Unfälle zu verhindern. Dazu habe ich alle Unfälle der letzten 10 Jahre (mehr als 2000) nachbearbeitet. Weitere Inhalte sollen das Thema Sonderlagen (Terror – Amok - Geisellagen), die Handhabung des FMD-Anhängers sowie die Einbindung von KIT Steiermark für die Nachbesprechung von Einsätzen sein. Näheres werdet ihr in einer der nächsten Blaulichtausgaben erfahren.
Sowohl die BFÄ- als auch die BSB Tagungen mussten coronabedingt abgesagt werden, ich hielt aber sowohl mit den ÄrztInnen als auch mit den BSB regelmäßigen Kontakt, telefonisch, per Mail und auch per WebEx. Ich danke den Bereichsfeuerwehrärztinnen und -ärzten sowie im Besonderen auch den Bereichssanitätsbeauftragten für ihre ständige, engagierte Arbeit und die Unterstützung.
Im Auftrag der Feuerwehrschule nahm der FMD auch Stellung zum Thema Einsatz von Halbschleiftragen im Tunneleinsatz. Nach praktischen Übungen mit Mitarbeitern der Feuerwehrschule und fachlichem Austausch mit den BereichsfeuerwehrärztInnen, leitenden Notärzten von NEF und Hubschrauber, AGN –Sekretär Prof. Dr. Prause sowie den Landesfeuerwehrärzten wurde als ideale Lösung die Halbschleiftrage mit Bergetuchansatz definiert. Diese wird in Zukunft bei den Tunnelausbildungen geschult werden.
Ein weiteres Highlight des abgelaufenen Jahres war die Ausgabe des neuen Handbuches für Feuerwehrärzte durch den Landesfeuerwehrverband an alle steirischen Feuerwehrärztinnen und Feuerwehrärzte. Dieses Werk wurde von BFA Prim. Dr. Ahlsson und mir erstellt. In dieser Einführungsmappe sind alle Richtlinien und wesentlichen Normen für den FMD in Kurzform und auch in Langform zusammengefasst. Es handelt sich um ein übersichtliches Informationswerk für neue FeuerwehrärztInnen, aber auch als Nachschlagewerk für bereits länger dienende Kameradinnen und Kameraden, ein österreichweit einzigartiges Werk.
Es gab zwei Onlinetagungen der Landesfeuerwehrärzte, an denen ich teilnahm.
Für die beschriebenen Tätigkeiten wendete ich insgesamt 405 Stunden auf.
Coronabedingt konnten über weite Zeiträume keine Erste-Hilfe-Kurse und auch keine AKL Tests abgehalten werden. Daher wurden die Fristen für diese Ausbildungen im EDV-Programm FDISK um 6 Monate nach hinten versetzt. Bitte beginnt bei einer Verbesserung einer Coronasituation so schnell es geht mit dem Besuch der EH -Kurse und der Abwicklung der AKL Tests, weil aus derzeitiger Sicht die Entwicklung für das kommende Jahr noch unsicher ist – bitte die aktuelle Entwicklung auf der HP des LFV ansehen.
Eine positive Erneuerung gibt es auch bei der Hepatitis Impfung:
Die Hepatitis A und B -Grundimmunisierung wird ja im Abstand 0,1,6 Monate geimpft. Neu ist, dass nun 4 -12 Wochen nach der letzen Impfung auch die Kontrolle der Wirksamkeit bezahlt wird: das passiert durch eine Blutabnahme beim Feuerwehrarzt. Für diese Titerbestimmung gibt es auf der HP des LFV –Feuerwehrmedizin das Formular „Immunitätsuntersuchung".
Sollte der Titerwert über 100 ImE sein, so erfolgt alle 10 Jahre eine Auffrischung (nur Hepatitis B), jedoch keine Titerbestimmung mehr - die AUVA informiert automatisch zum passenden Zeitpunkt. Als Empfänger sollte der korrekte Ansprechpartner und die Lieferadresse genannt sein, nicht der Feuerwehrarzt.
Sollte der Wert unter 100 ImE sein, wird eine Auffrischung (Hepatitis B) automatisch innerhalb eines Jahres gesendet.
Ich bedanke mich bei Landesfeuerwehrkommandant LBD Reinhard Leichtfried, bei Landesfeuerwehrkommandant-Stv. LBDS Erwin Grangl, beim Dienststeller OBR d.LFV Michael Jost, beim Schulleiter OBR d.LFV DI (FH) Grain, bei BR d. LFV Sonja Jost, MBA und bei OBM d. LFV Helga Scheer, bei den Mitarbeitern der Dienstelle und der Landesfeuerwehrschule, bei LFR Helmut Vasold als Referatsleiter für die wirklich gute Zusammenarbeit, bei allen steirischen Sanitäterinnen und Sanitätern sowie allen Kameradinnen und Kameraden, die sich in den Dienst der Erste-Hilfe stellen für ihr wichtiges Engagement für die Gesundheit und das Leben unserer Männer und Frauen.
Ich wünsche allen ein gesundes, glückliches, unfallfreies Jahr 2021.
LFA MR Dr. Josef Rampler, MSc
Landesfeuerwehrarzt