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Jahresbericht des Landesfeuerwehrarztes 2021

Erstellt von Helga Scheer am 01.02.2022

Das abgelaufene Jahr 2021, mein 15. Jahr in der Funktion als Landesfeuerwehrarzt, war für alle Feuerwehrmitglieder sicher ein sehr schwieriges. Der Kampf gegen das Coronavirus beschäftigte uns das ganze Jahr über. Der Feuerwehrmedizinische Dienst war und ist in dieser Pandemie besonders gefordert. Es bestand ein regelmäßiger Kontakt mit LFK LBD Reinhard Leichtfried und DL OBR d.LFV Michael Jost, um die notwendigen Maßnahmen der jeweiligen Coronasituation anzupassen. Die Situation der Pandemie ändert sich in sehr kurzen Abständen, sodass permanent Abstimmungen, Besprechungen und wissenschaftliche Recherchen notwendig waren. Es gab ständige Kontakte mit den Bereichsfeuerwehrärztinnen- und Ärzten sowie den Landesfeuerwehrärzten der anderen Bundesländer.  Diskutiert wurden natürlich auch die Durchführungsmodalitäten der Tauglichkeitsuntersuchungen für Atemschutz und Taucher, die Erste-Hilfe-Kurse, die Sanitätsleistungsprüfung und viele andere Tätigkeiten auf allen Ebenen. Die Maßnahmen zum Schutz vor einer Coronainfektion oder auch die Nachuntersuchungen nach der Erkrankung mussten beispielsweise so definiert werden, dass einerseits die Gesundheit der Mitglieder gesichert und gleichzeitig die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren gegeben war – nicht immer ein leichter Weg. Die medizinischen Informationen von Bürgermeistern und der Presse in Bezug auf Feuerwehr und Infektionsrisiko fiel in meinen Aufgabenbereich.

Am Beginn des 1. Halbjahres 2021 kristallisierte sich der Nutzen einer Corona-Impfung deutlich heraus. Durch die Impfung konnte die anfänglich hohe Zahl der Coronatoten und die von Corona schwer betroffenen älteren Menschen auf ein Minimum reduziert werden. In der Zwischenzeit wurde noch deutlicher, dass speziell durch die 3. Impfung ein sehr guter Schutz gegen schwere Corona-Verläufe besteht. Die kommende Omikron-Variante nimmt nach derzeitigen Erkenntnissen bei Geimpften zwar meist einen leichten Verlauf, darf aber keinesfalls unterschätzt werden. Inzwischen ist nämlich bewiesen, dass auch leichte und sogar asymptomatische Infektionen bleibende Schäden an Organen wie Lunge, Herz und Nieren, aber auch an den Beinvenen, hinterlassen – die Verhinderung der Infektion muss daher das vorrangige Ziel sein.

Aus diesem Grund organisierte das Landesfeuerwehrkommando zusammen mit dem Feuerwehrmedizinischen Dienst und dem Feuerwehrsanitätsdienst eine Impfaktion für die steirischen Feuerwehren. LFK LBD Reinhard Leichtfried, DL OBR d.LFV Michael Jost und ich erstellten ein Konzept, mit dem alle interessierten steirischen Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen an nur 2 Tagen durchgeimpft werden können. Von Seiten des Landesfeuerwehrverbandes und der Bereichsfeuerwehrverbände waren alle Vorkehrungen getroffen. Ärzte, FeuerwehrsanitäterInnen und Helfer standen in ausreichender Zahl zur Verfügung, Logistik und Organisation waren bis ins Detail geklärt. Leider erhielt die Feuerwehr nicht wie vereinbart den Impfstoff auf einmal, sondern in Form von nicht benötigten Impfstoffen der lokalen Impfstraßen. Damit entstand für die Bereichsfeuerwehrverbände und natürlich auch für den Landesfeuerwehrverband ein immenser Arbeitsaufwand. Durch Fleiß und Einsatzkraft aller Beteiligten wurde Unmögliches geschafft und innerhalb weniger Wochen wurden mehr als 10.000 Mitglieder geimpft. Die 2. Impfung gestaltete sich problemloser, weil bereits beim 1. Impftermin ein Folgetermin vergeben wurde und nur noch wenige Veränderungen auftraten.

Nun liebe Kameradinnen und Kameraden ist es Zeit die 3. Impfung zu erhalten. Nach zumindest 4 aber maximal 6 Monaten (Erstimpfungen durch Astra und Pfizer) sowie nach einem Monat nach einer Johnson Impfung, sollte eine Auffrischung geholt werden. Bitte versäumt diese Möglichkeit nicht. Der Coronaimpfstoff ist gut erforscht, es gibt Abermillionen Menschen, die damit problemlos versorgt wurden. Die Wirkung ist sehr zufriedenstellend, Impfdurchbrüche sind selten und Menschen, die sich trotz einer Impfung mit Corona infizieren, haben meist nur geringe Symptome. Das wir eine 3. Impfung brauchen, ist keineswegs besorgniserregend. Bei jedem Totimpfstoff, wie z.B. auch bei der Zeckenimpfung, der Tetanusimpfung, der Hepatitis B Impfung etc., brauchen wir für eine Grundimmunisierung drei Impfungen.

Der Feuerwehrmedizinische Dienst und der Feuerwehrsanitätsdienst bereiteten auf Bereichs- und Ortsebene die Impfaktion vor. Dazu waren auch mehrere digitale Besprechungen notwendig. Regelmäßige Kontakte mit den Bereichsfeuerwehrärzten und den Bereichssanitätsbeauftragten dienten zur Aufrechterhaltung der Kommunikation in dieser schwierigen Zeit. Ich danke allen für ihr Engagement.

Eine wesentliche Neuerung ergab sich bei der Ausbildung der Feuerwehrsanitäter. Der ursprüngliche Lehrgang mit 2 Tagen Erste Hilfe und einem Tag Feuerwehrdienst wurde zugunsten des Feuerwehrteiles verändert:  1 Tag Erste Hilfe und 2 Tage Feuerwehrdienst. Neue Inhalte wie z.B: Krisenintervention, besondere Lagen, Impfungen im Feuerwehrdienst sowie Ursachen von Unfällen im Feuerwehrdienst und deren Verhütung sind als neue Inhalte hinzugekommen. Ich habe die Vorträge über besondere Lagen, Impfungen und Ursachen im Feuerwehrdienst bzw. die Unfallverhütung entworfen und bei den Lehrgängen auch unterrichtet. Die Ergründung der Ursachen von Unfällen nahm extrem viel Zeit in Anspruch – ich wertete mehr als 2000 Unfälle der letzten 10 Jahre aus.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerteten den neuen Sanitäterlehrgang hervorragend. Ich bin sicher, dass der Zulauf zum neuen Kurs sehr groß sein wird. Ein großer Dank ergeht an SL OBR d.LFV DI (FH) Gerhard Grain und seinen Mitarbeitern für das tolle Engagement. Sanitäter sind der Joker in jedem Einsatz, ein Leitsatz von mir seit vielen Jahren.

Es gab immer Diskussionen über verschiedene Rettungsmittel in Feuerwehrdienst wie z.B. das Tourniquet. Im Blaulicht Anfang des kommenden Jahres wird eine ausführliche Begründung zu lesen sein, warum der Feuerwehrmedizinische Dienst manche Rettungsmittel zum Schutz aller Beteiligen ablehnt.

Im Oktober fand unter strengster Einhaltung der Corona-Maßnahmen das jährliche Feuerwehr- und Einsatzärzteseminar statt. 65 MedizinerInnen widmeten sich dem Thema Katastrophen: Waldbrand, Amok, Stabsarbeit, Krisenkommunikation, Selbstschutz im Krisenfall etc. Die Vortragenden waren, bis auf Frau Prim. Dr. Adelheid Kastner, alle zusammen steirische Offiziere. Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hervorragend bewertet.

Im September durfte ich bei der Sitzung der Bereichsfeuerwehrkommandanten einen Überblick über die Tätigkeit, Notwendigkeit und Ziele des Feuerwehrmedizinischen Dienstes und des Feuerwehrsanitätsdienstes geben.

Um Probleme bei der Eintragung im FDisk zu vermeiden, wurde das Datum für die Fälligkeit der AKL Tests um jeweils 9 Monate verlegt. Ich ersuche euch aber im Frühjahr, sobald sich die Coronasituation entspannt, die AKL Tests schnell nach zu holen und auch die Erste-Hilfe Kurse, die von den Bereichssanitätsbeauftragten organisiert werden, anzunehmen. Speziell nach durchgemachter Covid-Erkrankung sollte ein AKL Test vor Ablauf der regulären Zeit gemacht werden. Es zeigt sich, dass Covid-Erkrankte – auch nach einem leichten Verlauf – häufig körperliche und psychische Symptome und Einschränkungen aufweisen.

Durch Disziplin und Einhalten der Hygienemaßnahmen (Abstand, Schutzkleidung, Maske) und natürlich durch die Impfungen konnte bisher die Einsatzbereitschaft der steirischen Feuerwehren gut erhalten werden. Ich wünsche euch für die kommende Zeit, die sicher noch einige Probleme mit sich bringen wird, viel Kraft und Gesundheit.

Ich bedanke mich beim Landesfeuerwehrkommando, bei der Dienststellenleitung, den Verantwortlichen der Landesfeuerwehrschule, bei Frau HBM d.LFV Helga Scheer sowie bei allen Ärztinnen und Ärzten und Sanitäterinnen und Sanitätern auf allen Ebenen für die gute Zusammenarbeit.

LFA MR Dr. Josef Rampler, MSc
Landesfeuerwehrarzt